Historische Filme der Österreichischen Volkspartei ab 1949.

Wissenschaftlicher Kommentar von Dr. Hubert Nowak

Dr. Hubert Nowak, Journalist, Autor und Filmgestalter, war 40 Jahre lang Mitarbeiter des ORF in verschiedenen journalistischen und leitenden Funktionen.

Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Karl von Vogelsang-Instituts.

Teil 1:

Analysiert wurden zehn Werbefilme der ÖVP vor der Nationalratswahl 1949.*

Politischer Hintergrund:

1949 war die zweite Nationalratswahl nach dem 2. Weltkrieg, die erste (am 25. 11. 1945) war noch ganz im Zeichen des eben erst beendeten Krieges gestanden, Mittel für eine in späteren Jahren teilweise überbordenden Wahlwerbung kamen aus ökonomischen und organisatorischen Gründen damals kaum zum Einsatz.

Etwas besser war das schon bei der nun zur Debatte stehenden Wahl 1949. Nachdem die KPÖ die seit 1945 amtierende Konzentrationsregierung verlassen hatte, amtierte eine Große Koalition aus ÖVP und SPÖ. Diese hatte sich 1949 erstmals einer Wahl zu stellen. Parteien und Bevölkerung konnten sich also schon längere Zeit davor auf die Wahl einstellen und vorbereiten. Somit war auch die Produktion von speziellen Werbefilmen für die Wahl möglich.

Bundeskanzler war schon vor dieser Wahl Leopold Figl, der dieses Amt auch danach weiter innehatte. In den Werbefilmen wird aber nicht mit der Person Figl geworben, er kommt gar nicht vor. Geworben wird ausschließlich für die „Österreichische Volkspartei“, und zwar immer im vollen staatstragenden Wortlaut. Das später gängige Kürzel ÖVP wird nie verwendet, es ist zu dieser Zeit offenbar nicht gebräuchlich oder überhaupt noch nicht eingeführt.

Die Filme:

Alle Filme aus dieser Zeit wurden in schwarz-weiß produziert. Es gab zwar schon längst Farbfilme (diese wurden z.T. bereits während des Krieges verwendet, überwiegend von den Amerikanern, aber auch vom NS-Regime), waren aber in der Nachkriegszeit noch sehr teuer und aufwändig in der Filmentwicklung. Generelles Thema der Werbefilme ist die Angst – einerseits die vor der Not und dem Schrecken des erst vier Jahre zurückliegenden Krieges, andererseits die vor dem Kommunismus.

Immer wieder wird mit dieser Angst auch ganz bewusst gespielt, um dann die ÖVP als Mittel dagegen zu präsentieren.

Der Film „Hört auf uns“ zeigt Bilder vom Krieg, Gefangene, heimkehrende Soldaten. Die Angst vor Unfreiheit und Stacheldraht wird bewusst geschürt. „Wir haben Jahre des Leidens und des Elends hinter uns, wir wissen, was der Stacheldraht bedeutet – hört auf uns – sonst kommt ihr alle dorthin, von wo wir hergekommen sind,“ heißt es darin, und der Film mündet in einem emotional inszenierten Appell: Ein Soldat tritt aus einer Gruppe und sagt mehrfach eindringlich nur die Worte „Hört auf uns“, gefolgt von einem plakatähnlichen Schriftinsert „Wählt österreichische Volkspartei“. Der Film ist auch deshalb auffällig und einzigartig, weil er keine sonstige Botschaft enthält, keine Abgrenzung von einer anderen Partei, keine Versprechen oder sonstiges, nur diesen emotionalen Appell, die Freiheit nicht aufs Spiel zu setzen.

Ähnlich ist der vergleichsweise lange (fast vier Minuten dauernde) Film „Frauen! Mütter“. Eine perfekt gemachte Montage erinnert gezielt an die Zeit vor und während des Krieges: Eine junge Mutter mit ihrem Baby im Spital, der Bub wächst heran, die Mutter hat Angst vor marschierenden Menschenmassen, man sieht den Aufmarsch von Kommunisten, den Brand des Justizpalastes, dann eine Abschiedsszene, der junge Vater zieht in den Krieg, man sieht Kanonen, Luftschutzkeller, Angst, Bomben, einen Friedhof. Daraus erscheint eine Frau und sagt „Nach den Katastrophen zweier Kriege wollen wir endlich zu Ruhe, Ordnung und zum Frieden gelangen. Frauen und Mütter, kämpft für diese heiligen Ziele.“ Dann folgt das Insert „Wählt Österreichische Volkspartei“.

Oder es geht um die Angst um das Eigentum. Im Film „Bauer, wehr dich!“ sieht man idyllische Szenen bäuerlichen Lebens, ein Vater zeigt seinem Kind: „Das soll einmal dir gehören“. Dann schnitt auf Bilder von Vertriebenen, Hammer und Sichel, dazu der Text „So kann es auch deiner Familie geschehen“. Das Ende ist ein plakatähnliche Grafik: Schützt die Heimat! Wählt Österreichische Volkspartei.

Das Symbol Hammer und Sichel wird in den Filmen von 1949 teils als Zeichen für den Kommunismus eingesetzt, teils aber auch als allgemeines Symbol für Unfreiheit und Unterdrückung. In keiner Weise kommen dagegen irgendwelche Anklänge an den Nationalsozialismus durch. Es wird zwar oft an den Krieg erinnert, aber nie an die Nazis, nie an die Ideologie, die zu diesem Krieg geführt hat. Dementsprechend enthält kein einziger der untersuchten Filme auch nur irgendeine Form von Distanzierung von der NS-Zeit. Nur ein einziges Mal kommt in dem Film „Frauen! Mütter“ für gerade einmal eine Sekunde (!) eine Hakenkreuzfahne ins Bild. Man hat Angst vor Not, vor einem Rückfall in die Kriegszeit, aber den Nationalsozialismus scheint es als Ursache dafür nie gegeben zu haben. Also muss man sich auch nicht distanzieren. Vielmehr wird die latente Angst auf den Kommunismus gelenkt. Die SPÖ oder der Sozialismus, wie er in späteren Jahren von der ÖVP in Verbindung mit dem Kommunismus als Linksblock angeprangert wurde, kommt in den Filmen von 1949 allerdings auch überhaupt nicht zur Sprache.

Bildsprache:

Diese entspricht durchaus den Ansprüchen des damaligen Kinos, ist in vielen Fällen auch absolut auf der Höhe der cineastischen Stilmittel, wie man sie aus den Spielfilmen dieser Zeit kannte. Teilweise sieht man aber auch noch starke Anklänge an die NS-Propagandafilme, deren filmische Gestaltung und deren Sprache. Die Sprechertexte verfallen gelegentlich in die Sprachmelodie älterer Wochenschauberichte.

Die meisten der Filme sind durchaus schon cineastisch gestaltet, enthalten psychologisch geschickt gemachte Montagen mit einprägsamen Bildern und Überblendungen. Immer wieder wird die Kriegsvergangenheit der nun friedlichen Gegenwart gegenübergestellt, verbunden mit der teils direkt ausgesprochenen, teil auch in der Bildsprache implizierten Botschaft, dass (nur) die ÖVP diesen Frieden garantieren könne. Andere Parteien werden nicht erwähnt.

Auffallend ist ein Film, der nicht mit klassischen realen Szenen gestaltet ist, sondern mit Symbolen. Der Film „Das Spiel der Entscheidung“ zeigt ein Kegelspiel, die Kugel wirft alle Kegel um, nur die in der Mitte bleibt stehen, bekommt eine rot-weiß-rote Binde. Die gefallenen Kegel sind Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Polen und die CSR. Im Text heißt es dann: „Die ÖVP ist der Garant, dass Österreich nicht umfällt. Darum wählet die österreichische Volkspartei.“

Keiner der Filme hat am Ende eine Art Abspann oder Credits, wie wir das heute kennen. Die ÖVP wird als Absender im Text ausgewiesen, manchmal, aber nicht immer, auch mit einer Art Schriftgrafik als Wahlaufforderung am Ende. Nur bei zwei der untersuchten Filme wird gleich am Anfang mit der Schrift „Ein Film der Österreichischen Volkspartei“ der Urheber ausgewiesen.

Generell kann man als Gestaltungsmittel auch ein hohes Maß an Pathos ausmachen. Heimat, Familie, Kirche, schöne Landschaft und adrette Kinder, dazu Sätze wie „Kämpft für diese heiligen Ziele“, gesprochen von getragener Männerstimme (Frauenstimmen kommen nicht vor) und als Musik wird sehr häufig „Oh, du mein Österreich“ eingesetzt.

Zielgruppenansprache:

Die Filme sind diesbezüglich noch sehr heterogen. Einige sind völlig diffus, wie etwa wenn ausschließlich ein Politiker mit einer Art Rede in die Kamera spricht. Z.B. „Wahlen 1949 / Es spricht: Minister Dr. Felix Hurdes“ oder „Wahlen 1949 / Es spricht: Minister Dr. Karl Gruber“. Diese beiden Filme sind ausgesprochen uncineastisch, bestehen ausschließlich aus einer in die Kamera gesprochenen Rede. Hurdes plädiert darin für Zusammenarbeit und Rücksichtnahme, Gruber wirbt angesichts einer unsicheren Lage in den Nachbarländern um geschlossenes Auftreten gegenüber den Besatzungsmächten und appelliert, das Schicksal nicht anderen Mächten anzuvertrauen sondern der ÖVP zu vertrauen. Beide Filme haben keinen Abspann, kein Insert und keine Credits.

Ein anderer Film ist zwar filmisch gestaltet, wendet sich aber schon im Titel ebenfalls nur indifferent „An Alle“: Darin kommt nach Bildern von Glockenläuten, Salzburg, Heiligenblut und der Donau ein Sturm auf. Die Blitze werden dann wieder von Glockenläuten abgelöst und eine pathetische Stimme sagt nur „In allerletzter Stunde mit ehernem Munde – bleibt unserer Heimat treu, wählt österreichische Volkspartei.“ Ein plakatähnliches Schriftinsert unterstreicht dies ebenso wie die Musik „Oh du mein Österreich“.

In zwei Filmen wird zwar ganz gezielt die Jugend angesprochen, Adressat ist aber die Gesamtbevölkerung. Die Kinder sind in diesen Filmen nur Transportmittel der Botschaft. Im Film „Es geht um unsere Zukunft“ sieht man Babys, Kinder, unbeschwerte Jugendliche und eine mahnende Stimme sagt: „Lasst keinen Schatten auf unsere Jugend fallen. Es geht um unsere Zukunft, wählt Österreichische Volkspartei.“ Und ein Kind spricht direkt in die Kamera eine Art Gedicht: „Ihr großen Menschen, lasst euch sagen, wir werden euch dereinst fragen, was habt ihr für uns getan?“ Dazu auch da als Musik: „Oh, du mein Österreich“.

Auch der Film „Unsere Jugend – der Staat“ operiert mit Bildern von Kindern, mit der Botschaft, Jugend kann sorgenlos sein, weil die ÖVP Grundpfeiler der Zukunft baut. Offen wird appelliert, die Jugend zu verantwortungsvollen Menschen zu erziehen. Zu Bildern einer kirchlichen Hochzeit kommt als Text „Das Programm für die Zukunft ist das Programm der Österreichischen Volkspartei“. Der Film hat danach keinen Abspann, kein Insert und keine Credits.

Andere Filme dagegen wenden sich ganz gezielt an konkrete Bevölkerungsgruppen. Dazu zählt der schon erwähnte Film Frauen! Mütter! sowie wie Filme an die Bauern oder an die Jugend. Andere Zielgruppen wurden in den untersuchten Filmen nicht gezielt angesprochen. In ihrer Machart unterscheiden sich diese Zielgruppenfilme nicht von Filmen für die gesamte Bevölkerung.

Im Film Der Bauern eigene Scholle wechselt Musik im Stil der damaligen Heimatfilme mit Marschmusik, nach einer Würdigung der Leistung der Landwirtschaft zur Ernährung des Volkes heißt es nur: „Der Bauer weiß, ihn und sein Eigentum schützt die österreichische Volkspartei“.

Auch der schon erwähnte FilmBauer, wehr dich!“, der mit dem Thema Angst ums Eigentum operiert, wendet sich gezielt an die bäuerliche Bevölkerung.

Teil 2:

Abgrenzung zu späteren Wahlwerbefilmen der ÖVP:**

Die Filme von 1949 sind noch sehr von der unmittelbaren Nachwirkung des Krieges getragen, von der Angst um die fragile Freiheit, vor andauernder Not und vor dem Kommunismus. Mit diesen Ängsten wirken sie weitgehend sehr emotional und authentisch.

Auch bei den späteren Filmen wird immer wieder noch auf Krieg, Kriegsschäden und die Not dieser Zeit Bezug genommen, aber schon wie bei den Wahlfilmen von 1949 wird keinerlei Konnex zum Nationalsozialismus hergestellt bzw. wird daher auch kein Versuch einer Distanzierung davon sichtbar. Die Filme zu den späteren Wahlgängen sind vielmehr ein synchrones Spiegelbild zur jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung, zum Aufschwung, zum zunehmenden Optimismus, zum Blick nach vorne. Später kommt mehr und mehr auch der Stolz auf das inzwischen Erreichte zum Tragen, also der Verweis auf eine politische Erfolgsbilanz, die naturgemäß 1949 noch nicht gegeben war. Besonders der Staatsvertrag war dann hier das sichtbare und oft hergezeigte Symbol des Erfolges.

Für die Wahl am 13. Mai 1956 wird – ganz im Gegensatz zu den Filmen von 1949 – der Spitzenkandidat in den Vordergrund gestellt. BK Julius Raab wird ganz bewusst als „Baumeister der Republik“ inszeniert. Der Film „Sich selber treu bleiben“ (s/w) erinnert zunächst an den Abzug der Alliierten 1955 und zeigt mit einem hohen Ausmaß an Pathos, wie jetzt das Bundesheer den Schutz der Republik übernimmt: „Österreichs junge Söhne erhalten damit ihre schönste Aufgabe: den Heimatboden zu schützen, dem unsere ganze Liebe gehört.“ Weiters wird mit einer bereits funktionierenden Wirtschaft und „glücklichen Menschen“ das „Österreichische Wunder“ gelobt.

Auch der Film „Von Erfolg zu Erfolg“ (s/w) beginnt mit einem Rückblick auf die Rolle Raabs für den Staatsvertrag, auf Kriegsheimkehrer und den Abzug der Alliierten. Auch da wieder viel Pathos, wenn Rabb sagt: „Die Freiheit wird untergehen, wenn die ÖVP nicht Verantwortung trägt für unser schönes Heimatland“. Am Ende wird darum geworben, Bundeskanzler Raab und der Österreichischen Volkspartei die Stimme zu geben.

Für die Wahl am 18. November 1962 wurden in Kurzfilmen, die mit „ÖVP Bundesparteileitung“ (Farbe, tw. s/w koloriert) titulierte waren, Julius Raab und sein soziales Aufbauwerk gewürdigt – mit Rückblicken auf Kriegsschäden und Aufräumarbeiten bis zu Bildern von spielenden Kindern, der Industrie und dem Berg Isel. Die zwei vorliegenden Filme sind jeweils klar als Werbefilme deklariert, staatstragend, mit Verwendung des Staatswappens und der Bundeshymne. Keine Rede ist hier davon, dass Raab schon im April 1962 als Bundeskanzler zurückgetreten war und sich somit ja bereits sein Nachfolger Alfons Gorbach der Wahl zu stellen hatte.

Gorbach wird allerdings ausführlich im Film „Immer wieder kommt ein Tag“gezeigt. Dieser Film (Farbe) ist mit 22’30“ außergewöhnlich lang, Gorbach wird als Staatsmann präsentiert, mit anderen internationalen Persönlichkeiten, u.a. mit US-Präsident John F. Kennedy. Auch hier wird wieder auf den Krieg und die Schäden zurückgeblickt, auf den Staatsvertrag, aber auch auf Bauboom und Wirtschaftsaufschwung verwiesen. Wegen des knappen Mandatsstandes seit 1959 mit 79:78 Mandaten zugunsten der ÖVP wird am Ende beschworen: „Ein rotes Mandat mehr, und die sozialistische Herrschaft beginnt. Darum: ÖVP, Liste 1“.

Generell wird in den Filmen von 1962 bereits sehr stark auf die Abgrenzung zur SPÖ hingearbeitet und die Gefahr eines Machtwechsels betont. Im Film „Der Schilling muss seinen Wert behalten“ (Farbe) heißt es, unter den Sozialisten bestünde die Gefahr der Instabilität der Währung. Im Film „Hör zu“ werden Arbeiter, Bauern und die Jugend direkt angesprochen, nach einem Rückblick auf die Kriegsschäden gelte es jetzt, mit Hilfe der ÖVP, mit dem Aufschwung Träume zu verwirklichen. Im Film „Mensch und nicht Nummer sein“ (Farbe) träumt ein junger Mann in Spielfilmszenen vom Wohlstand, der mit einer SPÖ-Mehrheit in Gefahr sei. Auch hier der Satz: „Es steht 79:78 Ein rotes Mandat mehr, und die sozialistische Herrschaft beginnt. Darum: ÖVP, Liste 1“. Ein anderer Film hat sogar diesen Titel „Es steht 79:78“ (Farbe) und beginnt schon mit diesem Satz. Mit einem Sozialisten als Bundeskanzler würde es weitere Verstaatlichung, Steuererhöhungen, Preissteigerungen und eine unsichere Außenpolitik geben, so der Inhalt.

Für die Wahl am 6. März 1966 wird immer wieder eindringlich vor einer Roten Volksfront gewarnt, also einem Zusammenschluss der Sozialisten mit den Kommunisten. Der Film „Worum geht es am sechsten März (s/w) zeigt eine angebliche Pressekonferenz mit ÖVP-Generalsekretär Hermann Withalm. Dabei sind die Journalistenfragen erkennbar gestellt und vorbereitet, keinesfalls also spontan. Die Antworten von Withalm sind auch keine Antworten im Sinne eines Dialoges, sondern jeweils kleine Wahlreden, tw. sogar mit direktem Blick in die Kamera. In seiner Bildsprache ist dieser Film also wesentlich steifer und unglaubwürdiger, als wesentlich ältere, mit cineastischen Mitteln gestaltete und mit emotionalen Bildern aufgeladene Werbefilme zu früheren Wahlgängen.

Ein anderer, mit fast 26 Minuten ungewöhnlich langer Film, beleuchtet in vielen Stationen die Straßenbautätigkeit in Österreich. Titel: „Auf guten Straßen in eine schöne Zukunft / Ein Dokumentarfilm über den Ausbau der österreichischen Straßen und Autobahnen / Hergestellt im Auftrag von Staatssekretär Dr. Vinzenz Kotzina“ (Farbe). Damit sind Inhalt und Absender von Anfang an deklariert, der Text ist freilich sehr belehrend, der Film ist kein Dokumentarfilm im heutigen Sinne, er wirkt vielmehr wie ein Schulfernsehfilm. Penibel werden darin aus allen Bundesländern die aktuellen Autobahn- und Straßenprojekte gezeigt und angesprochen. Immer wieder sieht man Bauarbeiten, lachende Kinder und von Marschmusik untermalte Politiker bei Spatenstichen. Manche Stellen haben noch die Anmutung von Propagandafilmen aus der NS-Zeit. Am Schluss wird nur auf „Unsere Arbeit für Österreich – In der Gegenwart Straßen der Zukunft bauen“ verwiesen. Abspann, Impressum oder Credits hat dieser Film trotz seiner Länge und seines Anspruchs als „Dokumentarfilm“ keine.

Generell lässt sich sagen, dass die Wahlwerbefilme nach denen von 1949 zwar ab 1962 überwiegend schon in Farbe produziert wurden, in ihrem Aufbau und ihrer Bildsprache aber vergleichsweise plump und sehr direkt wirken, oft steifer als die von 1949 und mit keineswegs subtileren Mitteln als unmittelbar nach dem Krieg. Dies ist angesichts der damaligen rasanten Entwicklung im Bereich Spielfilm und dem auch bereits aufkommenden Fernsehen erstaunlich. Man hat das Medium Film zwar mit zunehmend größerer Selbstverständlichkeit genutzt, im Einsatz subtiler gestalterischer Mittel hat man sich aber nicht so schnell weiterentwickelt wie in den technischen Möglichkeiten.

* Anm.:

Zu den NR-Wahlen von 1953, 1959 sowie 1970ff lagen für diese vergleichende Analyse keine Filmbeispiele vor.

** Liste der Filme aus 1949:

Wahlen 1949 / Es spricht: Minister Dr. Felix Hurdes (1’21)

Es geht um unsere Zukunft (2’11)

Der Bauern eigene Scholle / Ein Film der Österreichischen Volkspartei (4’53)

Bauer, wehr dich! (2’17)

Hört auf uns (1’38)

Frauen! Mütter! (3’47)

Das Spiel der Entscheidung (1’10)

Wahlen 1949 / Es spricht: Minister Dr. Karl Gruber (2’05)

An Alle! (1’36)