Wolfgang Schmitz
Wolfgang Schmitz wurde am 28. Mai 1923 in Wien in eine christlich-sozial geprägte Familie geboren. Nach der Matura 1941 begann er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wurde jedoch bereits nach einem Semester zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Erst nach Kriegsende 1945 konnte er sein Studium fortsetzen und 1948 mit dem Doktorat abschließen. Ergänzend dazu studierte er Nationalökonomie, Philosophie und Staatswissenschaften in Fribourg und an der Catholic University of America in Washington D.C.
Nach dem Gerichtsjahr führte ihn seine erste berufliche Tätigkeit ins Generalsekretariat der damaligen Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft.
Schon während des Krieges engagierte sich Wolfgang Schmitz als überzeugter Gegner des nationalsozialistischen Regimes in der katholischen Jugend. Nach 1945 sah er im übernationalen Zusammenwirken der europäischen Teilorganisationen der studierenden katholischen Jugend eine wichtige friedenspolitische Chance und wirkte am ersten Weltkongress der katholischen Studierenden in Luzern mit, an dem 1946 Vertreter aus über vierzig Staaten teilnahmen.
Sein politisches Handeln beruhte auf den Grundlagen der Katholischen Soziallehre, der Naturrechtslehre seines Lehrers Johannes Messner und des Ordo-Liberalismus als Fundament einer Sozialen Marktwirtschaft.
Wolfgang Schmitz war einer der Initiatoren des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen, dessen erster Vorsitzender 1963 wurde. Der Beirat trug durch sozialpartnerschaftlich ausgewogene, wissenschaftliche Gutachten maßgeblich dazu bei, dass wesentliche sozial-ökonomische Grundsatzfragen vorparlamentarisch außer Streit gestellt werden konnten.
Als Josef Klaus 1964 Alfons Gorbach als ÖVP-Parteivorsitzender und Bundeskanzler ablöste, berief er Wolfgang Schmitz zum Bundesminister für Finanzen. In dieser Zeit setzte er entscheidende Akzente mit der Einführung der mittelfristigen Budgetvorschau, der Einrichtung des Familienlasten-Ausgleichsfonds sowie des Katastrophenfonds. Seine „Wachstumsgesetze“ erhöhten das langfristige Wachstumspotential der österreichischen Wirtschaft. 1968 wendete der von ihm mitgetragene „Big Bargain“ die drohende Stagflation durch eine ausgewogene Abstimmung von Geld- und Einkommenspolitik die damals drohende Stagflation ab. Im selben Jahr löste er den erkrankten Reinhard Kamitz als Präsident der Österreichischen Nationalbank ab. In dieser Funktion, die er bis 1973 ausübte, sorgte er für eine Neuorientierung der Geld- und Wechselkurspolitik und leistete durch den Einsatz von heute als makroprudenzielle Instrumente bezeichneten Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zur Finanzmarktstabilität.
In den Folgejahren wirkte Wolfgang Schmitz bis zu seiner Pensionierung als Konsulent in der Wirtschaftskammer. Während dieser Zeit intensivierte er seine schon unmittelbar nach dem Studium begonnene publizistische Tätigkeit. 1976 leistete er als deren Mit-Herausgeber einen maßgeblichen Beitrag zur Rettung und Neupositionierung der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von Friedrich Funder gegründeten Wochenzeitung DIE FURCHE durch den Herold-Verlag. Bis 2003 wirkte er überdies als Herausgeber der „Europäischen Rundschau“.
Die Liste seiner Publikationen umfasst mehr als 20 Bücher und über 200 Fachbeiträge zu Grundsatzthemen der Christlichen Soziallehre, der Sozialen Marktwirtschaft und der Ordnungspolitik. Nach ihm ist die Wolfgang-Schmitz-Promenade entlang des Donaukanals im 1. Bezirk benannt.
Ausgewählte Publikationen:
Wolfgang Schmitz – wirtschaftspolitische Weichenstellungen. 1963–1973, Reminiszenzen eines Jahrzehnts. Orac Verlag. Wien. 1996. (Hrsg.: Karl Socher)
Wolfgang Schmitz, Wirtschafts- und Ordnungsethik in ihrem Anspruch an Sozial-, Institutionen-, Konjunktur- und Währungspolitik. Berlin, 2004.
Wolfgang Schmitz, Was macht den Markt sozial? Die Grundzüge der Sozialen Marktwirtschaft, Wien, 1982