Aus Anlass des 90. Geburtstags von Staatssekretär a.D. Prof. Karl Pisa lud das Karl von Vogelsang-Institut gemeinsam mit dem Österreichischen Wirtschaftsbund am 31. März 2014 zu einem Empfang in das Forum Mozartplatz. In seiner Begrüßung hob der Geschäftsführer des Vogelsang-Instituts, Dr. Helmut Wohnout, die über Jahrzehnte zurückreichende Kooperation Karl Pisas mit dem Institut hervor. Wohnout betonte, dass für das Karl von Vogelsang-Institut Karl Pisa nicht nur als Zeitzeuge und Wegbegleiter der Personen und Ereignisse Österreichs nach 1945 stets ein interessanter und wichtiger Gesprächspartner war. In seinen Beiträgen im Jahrbuch des Instituts erwies er sich als scharfsinnigster Analytiker der politischen Entwicklungen, verbunden mit einem intimen Wissen der politischen Zusammenhänge der Zweiten Republik.
Als freier Mitarbeiter des ÖVP-Pressedienstes begann er seine Tätigkeit für die Österreichische Volkspartei im Jahr 1945. ln den fünfziger Jahren gehörte er innerhalb der ÖVP-Bundesparteileitung zu den ersten Politstrategen neuen Typs, die damit begannen, neue sozialwissenschaftliche Erkenntnisse in das politische Marketing und die Politvermittlung einfließen zu lassen. Ihm ging es darum, erstmals in Österreich moderne methodologische Grundlagenarbeit zu entwickeln, demoskopische Trends zu erfassen und darauf aufbauend politische Kampagnen neuen Zuschnitts zu entwickeln. Gemeinsam mit dem damaligen Generalsekretär Hermann Withalm baute er die Kärntner Straße zu einem schlagkräftigen politischen Gravitationszentrum der ÖVP um. Karl Pisa trug maßgeblichen Anteil an den Wahlerfolgen von 1962 und 1966. Er wurde zum unentbehrlichen Berater von Josef Klaus, mit dem er schon an der Wende von den fünfziger zu den sechziger Jahren unter dem Titel “Österreich für Europa rüsten” das erste europäische Grundsatzprogramm einer politischen Partei in Österreich entworfen hatte.
In seiner Laudatio würdigte Bundeskanzler a.D. Dr. Wolfgang Schüssel Karl Pisa als Mann der ersten Stunde der ÖVP im Jahre 1945. Er betonte, dass die Männer, die die Österreichische Volkspartei im Frühjahr 1945 gegründet haben, durchwegs Gegner, ja Verfolgte des NS-Regimes waren. Zu ihnen gesellte sich der 21-jährige Karl Pisa, als er im Herbst 1945 aus der Kriegsgefangenschaft nach Wien zurückkehrte und als Redakteur für die neue Partei seine ersten Artikel verfasste.
Schüssel betonte Pisas Verdienste als Redenschreiber, Stratege und Berater aller ÖVP-Obmänner der ersten Jahrzehnte der Zweiten Republik, ehe er selbst dem Ruf Bundeskanzlers Klaus Folge leistete und als Staatssekretär 1968 aktiv in die Politik einstieg. 1969 wurde er Wahlkampfleiter und bekleidete bis 1973 die Position des stellvertretenden Generalsekretärs in der ÖVP-Zentrale in der Kärntner Straße, ehe er als Geschäftsführer des Wirtschaftsverlages auch zu einem Ideen- und Stichwortgeber für Schüssel selbst, der ab 1975 die Funktion des Generalsekretärs des Wirtschaftsbundes bekleidete, wurde.
Abschließend erwähnte Schüssel das umfangreiche publizistische und schriftstellerische Wirken Karl Pisa, unter anderem sein „Handorakel der Politik“ und sein 2005 erschienenes autobiographisches Buch „1945 – Geburt der Zukunft“.